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Rohstoffe 2022: Schlechtere Ernten, mehr Chemie, aber auch stärkere Kontrollen

Es sind gerade unruhige Zeiten. Wir werden darum öfters gefragt, wie es mit der Rohstoffsituation generell aussieht. Bei uns im Rohstofflager ist sie nach wie vor sehr gut, da wir rechtzeitig vorgesorgt haben und ständig am Organisieren sind. Das kommt uns nun vor allem bei den Aminosäuren zugute, steht doch der Umschlaghafen Shanghai im Moment komplett still.

Die Ernten sind durch Umwelteinflüsse wie anhaltende Trockenheit schlechter geworden. Heuer zeichnet sich ein extrem heißes Jahr etwa in Indien ab mit bereits 40 Grad Celsius Anfang Mai. Preise schnellten teilweise in die Höhe, aber auch das hatten wir bisher gut im Griff. Wir führen hier auch prinzipiell Diskussionen mit den Rohstoffhändlern, weil es – bei allem Verständnis – nicht sein kann, dass etwas unnötigerweise teurer wird, nur weil es derzeit einen Freibrief für Teuerungen zu geben scheint.

Weniger Bio-Ware erhältlich

Bei indischen Bio-Qualitäten ist der Chemieeinsatz auf benachbarten Feldern ein Problem für die in größerer Zahl entstandenen kleinen Bio-Anbaugemeinschaften. Bio unterliegt tatsächlich ganz strengen Richtlinien mit einer geschlossen nachvollziehbaren Lieferkette. Doch seit 2020 ist die Biolandwirtschaft vor allem in Indien in einer echten Krise. Viele dieser Gemeinschaften haben gerade ihre Bio-Zertifizierung verloren – weil immer häufiger Spuren von Ethylenoxid (EtO) in den Waren gefunden werden.

Was ist Ethylenoxid?

EtO ist ein Pflanzenschutz-, Entwesungs- und Entkeimungsmittel, mit dem Gewürze, Nüsse und andere Naturprodukte begast werden und das auch als Desinfektionsmittel im Medizinbereich eingesetzt wird. Dort ist es erlaubt – etwa werden Tupfer oder auch Covid-Teststäbchen damit begast, wo es nach drei Wochen nicht mehr nachweisbar sein soll – darf allerdings nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen oder auf Oberflächen aufgetragen werden, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen.

Ethylenoxid ist ein erbgutveränderndes Kanzerogen ohne Schwellenwert und seit 1991 in der gesamten EU-Landwirtschaft verboten. Das Potential zu Veränderung des Erbguts ist grundsätzlich ein akuter, nach einmaliger Exposition auftretender Effekt. Sekundärwirkungen, wie Tumorbildung treten jedoch verzögert und als Folge einer akkumulierten Exposition im Verlauf des Lebens auf. Daher sollen auch einmalige hohe Aufnahmen vermieden werden.

Wie kommt Etylenoxid in Bioware?

Außerhalb der EU wird EtO nach wie vor eingesetzt, allerdings nicht im Bioanbau. In Indien etwa gab es bei kleinen Händlern, egal ob bio oder nicht, niemals EtO-verseuchte Rohstoffe. Sterilisiert wird traditionell günstig mit Wasserdampf. Teure EtO-Anlagen verwenden nur große Händler, die nach Kanada und in die USA exportieren. Wie jetzt EtO ausgerechnet in die Waren der kleinen Biohändler kommen soll, ist rätselhaft. Man vermutet, dass entweder in den indischen Testlaboren oder in den Transportcontainern Restmengen von EtO verbleiben, die dann als Spuren bei den Untersuchungen zu Tage treten.

Strengere Kontrollen seit 2020

Die EU hat 2021 eine großangelegte Suche nach Ethylenoxid bei Lebensmitteln und Lebensmittelzusatzstoffen aus Nicht-EU-Staaten gestartet. Etwa werden Produkte mit Inhaltsstoffen aus Indien verstärkt überprüft und es gab bisher unzählige Rückholaktionen, auch bei bio. Um sicher zu gehen, sind unsere indischen Rohstoffe doppelt überprüft – erst bei indischen Instituten und, wenn sie diesen Test bestehen, wird dann nochmals bei renommierten EU-Laboren auf Schadstoffe, Pestizide, EtO, Salmonellen, Metalle etc. getestet, bevor sie überhaupt in unsere Manufaktur gelangen. Die meisten unserer Lieferanten haben aber neben den externen Prüfungen auch noch eigene Qualitätsmanagements-Abteilungen, wodurch sich nicht nur die Sicherheit für den Konsumenten noch einmal erhöht, sondern schon im Vorfeld der externen Prüfung klar ist, ob die Charge schließlich verkaufsfähig sein wird. Wird ein Rohstoff als nicht verkehrsfähig eingestuft, beginnt das Prozedere von Neuem, bis eine passende Charge gefunden wird. Das bringt gelegentlich auch eine Rohstoffknappheit mit sich, da im Vorhinein nicht berechenbar ist, wie die Untersuchungsergebnisse ausfallen werden.

Konventionelle Rohstoffe werden ebenfalls sehr strengen Kontrollen unterzogen. Lieferanten können Waren, die nicht entsprechend geprüft sind, heutzutage gar nicht verkaufen. Die Qualitätslieferanten werden aufgrund ihrer Zertifizierungen wie EU-GMP und GMP+, ISO 9001:2015, HACCP, BIO und Lebensmittelsicherheitsstandard FSSC 22000 laufend behördlich überprüft und kaufen selbst auch nur bei Lieferanten, die sich diesen strengen Qualitätsstandards unterwerfen.

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